„Der Türmer von Hönow“ im Kunstschaufenster
Für reichlich Aufsehen sorgte der aktuelle Wechsel des Bildes im Hönower Kunstschaufenster. Was sonst meist die Initiatoren Gabriele und Raymund Stolze in aller Stille erledigen, wurde diesmal von zehn Gästen teils lautstark verfolgt. Der Bernauer Hungerturm des Hönower Hobbymalers Thomas Adam ist dort für die nächsten Wochen zu sehen.
Die Geschichte, die hinter dieser Aktion steckt, ist interessant. Sabine Arnsberg, die Frau des Künstlers, war auf dem Weg in die Bibliothek im Hönower Ortsteilzentrum. Dabei kommt man unweigerlich am Kunstschaufenster vorbei. Dabei gebar sie die Idee, nachzufragen, wie man dort ausstellen kann. Ein Anruf bei Gabriele Stolze brachte Aufklärung. Man verabredete sich zu einem Treffen. Einer durfte davon nichts wissen, der Künstler selbst. Es sollte eine Geburtstagsüberraschung werden, denn am 22. September wird Thomas Adam 59 Jahre alt, was man ihm aber nicht ansieht.
Erst im November 2020 hat der Wahlhönower mit dem Malen angefangen. „Wieder angefangen“, fügt Adam dazu. Es gab immer wieder Phasen in seinem Leben, in denen er den Stift in die Hand genommen hatte. Meist waren es Momente, die ihn emotional aufwühlten. Diesmal war es Corona, die daraus resultierende Arbeitslosigkeit und laufende Bewerbungsabsagen. „Ich hatte schon mit dem Gedanken gespielt, mich selbstständig zu machen und Reisen mit Erklärungen und Bewirtung zu Türmen im näheren Umfeld zu organisieren“, erklärt Adam. Doch zunächst begnügte er sich damit, Türme zu zeichnen und deren Geschichte zu studieren. 27 Stück sind es derzeit, die er recht originalgetreu auf Papier gebannt hat. Darunter sind Wassertürme in Bernau, Niederlehme und Berlin-Buch (seinem Geburtsort) sowie der Turbinenhallenturm in Hennickendorf, der Bismarckturm in Neuruppin und der Potsdamer Einsteinturm. „Es ist erstaunlich, welche Geschichten oftmals dahinter stecken, das hat mich fasziniert“, sagt Adam. Mittlerweile hat er wieder Arbeit gefunden, doch die Türmerei bleibt sein großes Hobby. Er findet dort seine „Basis, Kraft und Harmonie meiner Seele“ – seine Glücksinsel, wie Raymund Stolze über den „Türmer von Hönow“ sagte.
Noch in diesem Jahr will Adam ein erstes Turm-Buch herausbringen. Neben Zeichnungen will er auch Episoden aus deren Geschichten veröffentlichen. Bei einem Buch darüber soll es nicht bleiben, kündigte er an, wie auch weitere Kunstprojekte wie Brandenburger Porträts.
Seine Freunde und Nachbarn feierten Adam bei seiner Ausstellungspremiere im Kunstschaufenster, auch Bürgermeister Sven Siebert kam zufällig des Wegs: „Es ist doch schön, dass es solche Geschichten gibt.“ Stolzes vermuten eine weit höhere Dunkelziffer bei Künstlern in Hoppegarten und der Region. „Das soll deshalb auch ein Beispiel dafür sein, dass Kunst an die Öffentlichkeit muss. Wir wollen unbekannten Künstlern Mut machen, ihre Werke zu zeigen“, sagt Gabriele Stolze und bietet sich als Ansprechpartner an.
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