Ein Kraftwerk für Hoppegarten

Christian Arndt (B90/Grüne) im Interview zu den Klimaschutzbeschlüssen

Herr Arndt, Sie haben mit ihrer Fraktion ein umfangreiches Paket mit den Themen Energiesparen und Klimaschutz auf den Weg gebracht. Welche Aufgaben sind am dringendsten?
Eine Priorisierung der Dringlichkeit vermag ich gar nicht vornehmen. Denn Hoppegarten hat den Start für die Identifizierung und Umsetzung von Maßnahmen zur Energieeinsparung, sowie der Erzeugung und Nutzung erneuerbarer Energien längst verschlafen. Nunmehr drängt in jeder Hinsicht die Zeit.
Von den beschlossenen Anträgen sollten aus meiner Sicht schnellstmöglich die Dinge angegangen werden, die unsere Verwaltung selbst umsetzen kann und muss. Hierzu zählen die Erstellung der Energieausweise für gemeindeeigene Gebäude bei Prüfung des energetischen Sanierungsbedarfes, aber auch die Prüfung des Einsparpotentials bei der Straßenbeleuchtung. Und ein festgestellter Bedarf muss ohne weiteren Verzug angegangen werden. Als dringend geboten sehe ich aber auch den Aufbau einer Ladesäuleninfrastruktur für die E-Mobilität. Trotzdem möchte ich auch die anderen Maßnahmen nicht in ihrer Wertigkeit herabwürdigen. Für jede Maßnahme drängt die Zeit.

Sie haben zur Begründung der Anträge gesagt, es muss sich doch endlich mal etwas in Sachen Energieeffizienz und Klimaschutz in Hoppegarten bewegen. Warum hat sich so lange nichts bewegt?
Kritik kann man äußern, Schuldige kann man suchen, bringt uns aber nicht weiter. Und zur Ehrlichkeit gehört auch dazu, dass auf unserer kommunalen Ebene alle handelnden Akteure, Gemeindevertretung und Gemeindeverwaltung, in den vergangenen Jahren nicht das Augenmerk und den Nachdruck aufgebracht haben, um schon aktiv zu werden. Mit Sicherheit liegt dies auch daran, dass in unserer Gesellschaft, die insgesamt von Wohlstand geprägt ist, erst nach und nach, nun aber nachhaltig, das Bewusstsein und Verständnis dafür gewachsen sind, mit unseren Ressourcen sparsamer umgehen zu müssen, Nachhaltigkeit zu berücksichtigen und klimapolitische Maßnahmen zu identifizieren und umzusetzen. Auch die aktuelle weltpolitische Entwicklung und die damit verbundene Explosion der Energiekosten spielen gewiss eine Rolle im Umdenkprozess.

Am spektakulärsten ist der Prüfauftrag für ein eigenes Hoppegartener Kraftwerk. Ist es Ihrer Meinung nach vorstellbar?
Ja, sogar sehr gut vorstellbar. Sonst hätten wir den Antrag nicht eingebracht. Wir müssen nicht mal über die Grenzen Brandenburgs hinausschauen, um zu sehen, was möglich ist. Nehmen wir Feldheim, ein Ortsteil von Treuenbrietzen. Feldheim ist der erste energieautarke Ort Deutschlands. Es gibt eine Vielzahl anderer Kommunen in Deutschland, welche die Energieerzeugung und -versorgung über kommunale Stromwerke realisieren. Deutschland ist auf diesem Sektor sogar mit Abstand führend in Europa. Solch dezentrale Energiegewinnung bieten Kommunen und Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit der Wertschöpfung und sichert gleichzeitig die Versorgung der Einwohnerinnen und Einwohner sowie der Gewerbetreibenden mit Energie und Wärme zu angemessenen Preisen. Mögliche Flächen für die Umsetzung eines solchen Projektes in Hoppegarten müssen identifiziert und Gespräche geführt werden. Auch die Energiegewinnung ist ein Gewerbe und Gewerbeflächen haben wir im Flächennutzungsplan ja ausgewiesen. Beispielsweise in Hönow, entlang der L33. Wo heute noch ein riesiger Gewerbepark entstehen soll, verbunden mit enormer Naturzerstörung, Flächenfraß und Verkehrskollaps, könnte morgen schon die Energieversorgung der Gemeinde und umliegenden Ortschaften sichergestellt werden. Mit Kreativität, Engagement und Gestaltungswille lässt sich hier mit Sicherheit viel erreichen.

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