Das erste Weihnachten
Hoppegarten (dl) Dreimal klopfte es laut an der Tür des Hoppegartener Hauses der Generationen. Etwa 50 Flüchtlingskinder blickten gespannt, wer denn da Einlaß verlangte. „Ho, Ho, ich bin der Weihnachtsmann“, sagte Sozialarbeiter Bodo Matthes im roten Kostüm mit Rauschebart und einem riesigen Sack voller Geschenke auf dem Rücken. Zum ersten Mal in ihrem Leben sahen viele der Kinder überhaupt den Weihnachtsmann und einigen war es gar nicht geheuer.
Zur Weihnachtsfeier hatte die AG Willkommenskultur eingeladen. Vor der Bescherung bastelten die Kinder Weihnachtsschmuck für die kargen Wände der Gemeinschaftsunterkunft. Im Foyer stand ein Tisch mit weihnachtlichem Gebäck. Auch Mitarbeiter der Hoppegartener Gemeindeverwaltung hatten in der Jugendwerkstatt extra dafür Plätzchen gebacken.
Im Foyer tuschelte aufgeregt Schüler der Klasse 8e des Einsteingymnasiums. „Wir haben Geschenke gebastelt oder gekauft und wollen die den Kindern heute überreichen“, erklärte die 14-jährige Luisa Engels „Das Thema Flüchtlinge wird natürlich auch bei uns im Unterricht besprochen. Und so sind wir auf die Idee gekommen“, sagte Klassenlehrerin Andrea Rida. Stolz ist sie, dass ihre Schützlinge die Organisation selbst erledigt hatten. Jedes Flüchtlingskind bekam ein eigenes Geschenk. Nach Geschlecht und Alter hatten sie es ausgewählt und liebevoll verpackt.
Es war ein ohrenbetäubender Tumult im Saal, als der Weihnachtsmann die ersten Namen aufrief. Die Neuenhagener Schüler übergaben ihre Geschenke und waren oft nicht weniger ergriffen als die bedachten Kinder. „Ich bin da ziemlich anfällig. Es hat nicht viel gefehlt und ich hätte vor Rührung Tränen in den Augen gehabt“, gestand die bald 14-jährige Klara Schröder, als sie der achtjährigen Madeje ihr Geschenk mit Schmuckkästchen und Puzzlebuch übergab. Die kleine Syrerin machte es den Umstehenden mit einem herzerweichenden Lachen vor überschwänglicher Freude auch nicht einfach, die Fassung zu bewahren.
„Ich glaube, meine Schüler werden diesen Tag wohl nie vergessen. Solch eine beeindruckende Freude über Kleinigkeiten gibt es bei unseren Kindern wohl nicht mehr“, sagte Klassenlehrerin Andrea Rida auch etwas nachdenklich nach der Feier.
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