Leidenschaft spür- und hörbar
Klavierkonzert mit Seoyoung Jang im Gemeindesaal
Es war ein Wiedersehen mit südkoreanische Pianistin Seoyoung Jang am Freitagabend im Gemeindesaal. Die Meisterschülerin an der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin hatte im Juni 2018 den Auftakt zur Reihe „Einfach hören!“ bestritten und dabei musikalische Maßstäbe gesetzt. Nach fünf nicht minder interessanten und virtuosen Konzerten der Reihe, saß die 30-Jährige bei der 7. Auflage wieder selbst am Blüthner-Flügel aus dem Jahr 1904.
Mit den „Drei Klavierstücken“ von Franz Schubert, die sonst eher wenig zu hören sind, begann sie ihr vermutlich vorletztes Konzert in Deutschland. Am 23. April wird sie im großen Saal des Konzerthauses am Gendarmenmarkt mit dem Klavierkonzert von Sergej Rachmaninow ihr Studium abschließen. Ihre Leidenschaft für die Musik war nicht nur sichtbar, während der fast 90 Minuten auch hör- und spürbar. Ihr Schubert-Vortrag war so fließend fesselnd, dass die kurze Stille bis zum einsetzenden Applaus auffallend störend wirkte.
Nicht einfach zu spielen war das Chaconne der russischen Komponistin Sofia Gubaidulina, das fernab von melodiöser Gefälligkeit die volle Aufmerksamkeit der Gäste einforderte.
Nach der 20-minütigen Pause meisterte Seoyoung Jang genauso souverän Robert Schumanns Klaviersonate Nr. 1. Diese umfasste bei ihrer Aufführung jede nur mögliche Variation des Spiels auf den Tasten. Tragend melancholisch bis himmelhochjauchzend, wütend stampfend bis hin zu einer hauchzarten Berührung – jeder gespielte Ton hätte nicht gefühlvoller den frisch gestimmten Flügel verlassen können.
Das nächste Klavierkonzert findet am 5. Juni, 20 Uhr, im Gemeindesaal statt. Dann spielt Brigitta Wollenweber, Professorin an der Berliner Hanns-Eisler-Hochschule für Musik, anlässlich des 250. Geburtstages Werke von Ludwig van Beethoven.
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