Hans-Georg von der Marwitz hält Festrede zum Tag der Deutschen Einheit

Hans-Georg von der Marwitz

Coronabedingt im kleinen geladenen Rahmen fand diesmal am Vorabend des Tags der Deutschen Einheit die Hoppegartener Feierstunde statt. Für den verhinderten Bürgerrechtler und letztem Minister für Abrüstung und Verteidigung der DDR, Rainer Eppelmann, war der CDU-Bundestagsabgeordnete Hans-Georg von der Marwitz als Redner eingesprungen. Ein Jubiläum unter ganz besonderen Voraussetzungen, so beginnt er seine Rede und weiter: Corona zwingt uns zu einem stillen Andenken, Zeit zum Reflektieren und Innehalten. Dankbarkeit, Festlichkeit und große Worte waren bisher am 3. Oktober die Regel, doch wie geht es den Menschen dahinter, fragt von der Marwitz. Das politischer Feiern ist zur Selbstverständlichkeit geworden, privat spielt dieser Tag eher keine Rolle, stellt er fest. So ließ der Politiker, in Franken und Allgäu aufgewachsen und kurz nach der Wende den Weg in den Osten gegangen, seinen ganz persönlichen Erfahrungen und Erlebnissen mit eindrucksvollem Ausdruck freien Lauf.

An den 9. November 1989 erinnerte er sich genau. Zu ersten Mal sah er seinen Vater, ein Pfarrer, heulend. Wenn sonst die Familiengeschichte nie eine Rolle spielte: „An diesem Tag sprudelte es nur so aus meinen Eltern heraus, die unendliche Liebe meines Vaters zu seiner pommerschen Heimat“, erzählte von der Marwitz. Dorthin verschlug es die Familie nach der Flucht aus dem Kaukasus.

Ohne einen über Generationen gewachsenen familiären Lebensmittelpunkt machte sich von der Marwitz auf die Suche nach Heimat. In Friedersdorf bei Seelow fand er ihn. Im Spätsommer 1990 fasste er dort Fuß und baute einen landwirtschaftlichen Betrieb auf. Besonders faszinierten ihn dort die Menschen, lernte ihre Hoffnung, aber auch Enttäuschung kennen.

Nach dem Einheitstaumel lebten sich die Deutschen gesellschaftlich mehr und mehr auseinander. Konfrontiert mit Vorbehalten aus den beiden deutschen Himmelsrichtungen wurde zum „Ossiversteher“ und „Wessierklärer“. Materielle Zuwendung sei nicht alles, alle Menschen müssen auch Platz in der Gesellschaft finden, meinte von der Marwitz auch im Hinblick auf aktuelle Herausforderungen der Migration. Ängste in der Menschen werden oftmals nicht ernst genommen. Das führe dazu, dass sie sich undemokratischen Kräften zuwenden, aus Protest.

Nur gemeinsam kann man das Erreichte auch für kommende Generationen sichern. Dazu gehört auch Selbstbewusstsein und Stolz auf das Erreichte. Am Beispiel von Hoppegarten machte er auf Erfolge aufmerksam: „Diese Entwicklung war vor 20 Jahren nicht vorstellbar.“ Er verwies auf den Zuzug von jungen Familien, eine wachsende Geburtenrate – „Der Strukturwandel hat sich umgekehrt“.

Erfolg braucht viele Väter aus Ost und West – Menschen, die etwas wagen, sagte von der Marwitz und führte beispielhaft das Oderbruch an.Lebenswerte Dörfer und Ortschaften sind dort durch Offenheit und Zuversicht entstanden. Er forderte den Geist des Mutes zu kultivieren und zu fördern, denn dies sei das wirkliche Vermächtnis der friedlichen Revolution. Aufbau Ost ist eine Erfolgsgeschichte mit Umwegen, allen Unkenrufen von politischen gegenern zum Trotz. Man muss den offenen Umgang mit Unterschiedenen im Land lernen, ohne gleichzeitig die Erfolge zu verschweigen.

„Noch nie ging es uns so gut wie heute, trotzdem nicht Hände in den Schoß legen

schließlich gilt es Werte der friedlichen Revolution zu bewahren und verteidigen“, forderte von der Marwitz. Mit dem nötigem Mut, Aufbruch und Zuversicht in allen Teilen Deutschlands sollten diese Errungenschaften auch weitere 30 Jahre gesichert sein.

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