Klassik bis in die Nachspielzeit

Bis auf den letzten Platz war Dienstagabend der Gemeindesaal beim Konzert des Kaliningrader Sinfonieorchesters und der Sopranistin Helena Goldt gefüllt. Erst gut eine halbe Stunde vor Konzertbeginn trafen die Musiker schon von vorfreudigem Applaus begleitet am Veranstaltungsort ein. Jeder Fußballschiedsrichter hätte wegen solch einer Verspätung den Beginn einer Partie nach hinten verschoben, nicht so aber die Kaliningrader. „Es war schon etwas knapp mit der Zeit, wir hätten gern noch einige Dinge geprobt, aber die Besucher haben doch schon gewartet“, erklärte Arkadi Feldmann, Leiter und Dirigent des Sinfonieorchesters.
Mittendrin stand auch Andrea Malchert. „Ich habe durch meine Freundin von diesem Konzert gehört. Sie hatte danach so geschwärmt, dass ich es unbedingt auch mal erleben wollte“, erzählte die Berlinerin. Und um es vorwegzunehmen, sie tat es nah dem letzten Takt der Musik ihrer Freundin mindestens gleich.
„Fulminant“, so kündigte Bürgermeister Karsten Knobbe den Auftakt an, der es in der dieser Form auch mindestens werden sollte. Antonin Dvoraks 9. Sinfonie (Aus der neuen Welt) füllte den Saal mit Tönen, die zu den bekanntesten der Klassischen Musik gehören. Gespielt von einem sichtbar spielfreudigem Orchester, das das Handwerkszeug dazu perfekt beherrscht. Melodiös schon fast beschwingt wurde es beim zweiten Stück, dem Walzer aus Michail Glinkas Walzer Fantasie aus der Oper Iwan Sussanin, übrigens die erste russische Oper überhaupt. „Ein Sommernachtstraum“ von Felix Mendelson Bartholdy, der so vorzüglich vorgetragen zu jeder Jahreszeit zum Träumen und Genießen einlädt, und die schwungvollen Ungarischen Tänze Nr. 5 und 6 von Johannes Brahms sowie ein Stück aus dem Film Terminal beschlossen den musikalisch herausragenden Teil eines bemerkenswerten Konzerts.
Die Wahlberlinerin Helena Goldt widmete sich mit ihrer Sopranstimme im zweiten Teil eher der leichten Muse. Den von ihr vorgetragenen russischen Tango verstand sie als eine Liebesbekundung an ihre kasachische „Mamuschka“. Einem weißen Kirschbaum gab sie im Lied von Anna German musikalisch Gestalt, bevor ein Hauch vom Samba bei „Komm mit mir nach Brasilien“ durch den Gemeindesaal schwang. „Ein Freund, ein guter Freund“ beendete ihren mit viel Applaus bedachten Auftritt.
In die vom Publikum lautstark geforderte Nachspielzeit gingen Arkadi Feldmann und sein Orchester mit „Moon River“ und einem Medley von Bonney-M.-Hits.
Ihren Spaß am Konzert hatte auch eine 10. Klasse der Waldorfschule Havelhöhe aus Berlin-Kladow. „Es war richtig klasse“, befand Marc Clemens, da fielen auch die je anderthalb Stunden An- und Abreise nicht ins Gewicht. Musikalisch interessiert sind alle seiner Mitschüler sowieso und Russisch ist dort zweite Fremdsprache.
Im Spendentopf landeten dann auch 100 Euro der Schüler, neben den knapp 1300 Euro der restlichen Besucher. Das Geld geht komplett an das Orchester – bei knapp 40 Musikern, Kosten der Anreise und fast zweistündigem Konzert ein magerer Stundenlohn. „Wir haben hier viele Freunde und kommen immer wieder gern her, wenn wir in Deutschland auf Tour sind“, versicherte Arkadi Feldmann.
Ein Wiedersehen mit Helena Goldt wird es schon am 15. Dezember um 18 Uhr im Gemeindesaal geben. Dann gastiert sie mit dem Moldauer Akkordeonensemble „Accordion Concertino Band“.

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