»Vater und Sohn«
Die Hoppegartener Rathaus Galerie erinnert an Erich Ohser
Die Rathaus Galerie Hoppegarten präsentiert zum Jahresabschluss die Ausstellung »Vater und Sohn« von Erich Ohser alias e.o.plauen. Die Schau bildet den thematischen Schlusspunkt des Jahres, das dem 80. Jahrestag des Kriegsendes und der Aufarbeitung der NS-Diktatur gewidmet war.
Die Idee zur Ausstellung entstand durch einen Beitrag in der Märkischen Oderzeitung vom Dezember 2024, der die 90-jährige Geschichte der Bildergeschichten würdigte. Die Geschichten um den rundlichen Vater und seinen kleinen Sohn wurden 1934 in der Berliner Illustrierten Zeitung (BIZ) veröffentlicht und avancierten sofort zum Erfolg. Die Comicstrips zeichnen sich durch tiefe Menschlichkeit und humorvolle, unkonventionelle Problemlösungen aus. Ohser selbst sagte, die Zeichnungen seien „Erinnerungen an meine Kindheit, ausgelöst durch die Freude am eigenen Sohn.“ Die Serie endete auf seinen Wunsch bereits 1937 mit der 157. Geschichte.
Was das Millionenpublikum nicht wusste: Erich Ohser durfte seine populärsten Werke nur unter dem Pseudonym e.o.plauen veröffentlichen. Dies war eine Auflage der Nationalsozialisten, da er zuvor als Karikaturist für SPD-nahe Blätter scharfe Satiren gegen Hitler und Goebbels gezeichnet hatte.
Seine politische Vergangenheit holte ihn schließlich ein. Obwohl er sich scheinbar mit dem Regime arrangiert hatte, wurde Erich Ohser am 28. März 1944 zusammen mit seinem Freund, dem Schriftsteller Erich Knauf, von der Gestapo verhaftet. Der Vorwurf lautete „Wehrkraftzersetzung“, basierend auf Denunzierungen.
Die letzten Zeilen Ohsers an seine Familie zeugen von seiner Verzweiflung: „Es kann Schweres über uns hereinbrechen. Ich weiß, dass ihr beide in Liebe an mich denkt. Und ich flüstere eure Namen oft ins Dunkle. Ich küsse euch. Euer Vati und Erich.“
Am Morgen des 6. April 1944 wurde Erich Ohser im Berliner Gefängnis Moabit tot aufgefunden. Er hatte sich erhängt, um dem anstehenden Prozess vor dem gefürchteten Volksgerichtshof zu entgehen. Sein Freund Erich Knauf wurde kurz darauf, am 2. Mai 1944, im Zuchthaus Brandenburg/Havel enthauptet.
Die Ausstellung, die von Dr. Gabriele und Raymund Stolze kuratiert und durch das Erich-Ohser-Haus unterstützt wurde, würdigt das künstlerische Erbe und erinnert an das tragische Schicksal eines Mannes, der Menschlichkeit in einer herzlosen Zeit sichtbar machte.
Die Ausstellung ist bis zum 15. Januar zu den Öffnungszeiten des Rathauses zu sehen.
Kommentar verfassen