Gedanken von Erzbischof Dr. Heiner Koch zum Tag der Deutschen Einheit

Dr. Heiner Koch bei seiner Rede im Gemeindesaal. Foto: Pro Hoppegarten

Die Feierstunde zum Tag der Deutschen Einheit im Gemeindesaal Hoppegarten vereinte Gäste aus Politik, Wirtschaft und Vereinswesen. Im Mittelpunkt stand die tiefgründige Festrede von Dr. Heiner Koch, dem Erzbischof von Berlin. Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung durch den jungen Hoppegartener Pianisten Wilhelm Müller.
Erzbischof Koch begann seine Rede mit einem ungewöhnlichen Vergleich: dem Werk des Künstlers Jackson Pollock. Er sah in Pollocks Malweise ein Sinnbild für das moderne Leben: ein manchmal orientierungsloser, richtungsloser Weg. Die zentrale Feststellung des Erzbischofs: Die einzige Konstante in unserer Gesellschaft sei die Instabilität. Angesichts großer, ungelöster Debatten wie Migration, Digitalisierung und globaler Krisen stehe viel weniger fest als früher.
Koch betonte, dass es kein menschliches Leben und keine Gesellschaft ohne Werte geben könne. Gleichzeitig warnte er davor, Werte politisch zu vereinnahmen. Den höchsten und wichtigsten Konsens in Deutschland sah Koch in der Würde des Menschen. Diese ist im Grundgesetz verankert und historisch aus den leidvollen Erfahrungen der Zerstörung Europas gewachsen.
Der Erzbischof bezeichnete den Menschen selbst als „offenes Geheimnis“. Jeder Mensch sei einmalig – ein Gedanke, den er mit einem Zitat des russischen Dichters Jewgeni Jewtuschenko unterstrich. Aus dieser Einmaligkeit erwachse eine einzigartige Verantwortung.
Koch richtete eine zentrale Forderung an die Wertebildung. Werte wüchsen nicht durch Beschlüsse, sondern müssten erzogen werden und bräuchten eine bewusste Bildung, die über die rein funktionale Berufsausbildung hinausgehe.
Zum Abschluss rief Erzbischof Koch zur Dankbarkeit für jene auf, die vor 35 Jahren mutig für Freiheit und Würde eintraten. Er forderte auf, sich ständig neu zu fragen: Was macht uns zu wertvollen Menschen? Und wie helfen wir einander, wertvoll zu leben?

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